…in Ebersheim nicht nur Alteingesessene, sondern auch Zugezogene wohnen.
Die Neubürger sprechen die vielfältigsten Sprachen: z. B. Hochdeutsch, Türkisch, Arabisch und vieles mehr.
Wenn ein Neubürger mit fremden Wurzeln zu uns kommt, sieht sich dieser vor viele Aufgaben gestellt, wie z. B. unsere Sprache lernen, die Möglichkeiten des öffentlichen Nahverkehrs erkunden, unser Schulsystem, die Einkaufsmöglichkeiten und teils unbekannte Lebensmittel kennenlernen. Auch muss ein Hausarzt, ein Zahnarzt und der Weg „zum Amt“ gefunden werden, wobei viele Wege zu ganz verschiedenen Ämtern mit unterschiedlichen Anforderungen erforderlich sind. Ein Hinzugezogener steht also vor einem Berg von Aufgaben, denen er oftmals nicht gewachsen ist. Beim Aufsuchen von Dienststellen ist deshalb meistens die Begleitung eines Helfers erforderlich.
Deshalb gibt es in Mainz-Ebersheim wie auch in anderen Stadtteilen Menschen, die ehrenamtlich denen helfen, die es am Nötigsten brauchen: Flüchtlingsfamilien, die ohne Hilfe nicht zurechtkommen. Derzeit gibt es vier Personen, die mit viel Zeitaufwand sieben Familien mit insgesamt 36 Angehörigen betreuen. Hiervon sind eine Helferin und ein Helfer speziell mit der Sprachförderung und der Vermittlung von Deutschkenntnissen von Kindern tätig, während eine weitere Mitarbeiterin und ein Mitarbeiter sich um alle anfallenden Arbeiten kümmern. Hierzu zählen auch das Erklären von eingegangenen Poststücken, die Beantwortung von Briefen, das Besorgen von Möbeln, das Ausfüllen vielfältiger Formulare und Anträge, die Prüfung eingegangener Bescheide auf Rechtmäßigkeit und erforderlichenfalls die Einlegung von Widersprüchen und die Überwachung von Terminen. Es können immer wieder Probleme entstehen, die bei alteingesessenen Familien nicht auftauchen. Dadurch sind die Tätigkeiten sehr abwechslungsreich.
Die bei uns wohnenden Flüchtlinge aus Syrien sind sehr gastfreundlich. Die Teilnahme an einem traditionellen Essen kann daher nicht in jedem Fall ausgeschlagen werden. Im Laufe der Zeit entsteht eine familienähnliche Verbindung, die dazu führen kann, dass Kinder uns mit den eigenen, in der Heimat lebenden Großeltern vergleichen und wie diese ehren.
Die Arbeit mit und für Flüchtlinge ist somit nicht als Arbeit im engeren Sinne anzusehen. Sie gibt Gelegenheit, andere Sitten kennenzulernen und die eigenen Fähigkeiten einzubringen. Hierzu bedarf es keiner speziellen Ausbildung. Da wir alle Lesen und Schreiben gelernt haben, wünsche ich mir weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich wöchentlich einmal mit erwachsenen Flüchtlingen zusammensetzen, um mit ihnen zu erzählen und Lese- und Schreib-übungen vorzunehmen. Wenn Sie etwas Zeit haben, können Sie bei der Evang. Kirchengemeinde unter Tel. 06136/958287 oder beim Unterzeichnenden unter Tel. 06136/9092761 Ihr Interesse bekunden. Wir setzen uns gern mit Ihnen in Verbindung.
Norbert Zimmermann
Foto: epd bild