Hundee Guddinaa: Ein Bericht über wissbegierige Kinder und den Erfolg und die Anerkennung für die Schule

Nach einer Pause von fünf Jahren war ich wieder in Ambo, Äthiopien zum Besuch bei unserem Schul- und Kindergartenprojekt Hundee Guddinaa. Groß war die Wiedersehensfreude bei Moroda Mossa, der Herbert Braunbeck und mich am Flughafen in Addis Abeba abgeholt hat, und groß war auch die Freude bei Kindern und Lehrkräften als wir in Ambo ankamen. Außerhalb der Hauptstadt sind hellhäutige Fremden immer Objekte, die bestaunt und neugierig betrachtet werden. Gerade an der Schule ist die Freude über die Begegnung (in englischer Sprache) immer noch sehr groß, auch an jedem Tag meiner Anwesenheit. Am Ende der zwei Wochen haben die Kinder Bilder für ihre viele Freunde in Deutschland gemalt und mir mitgegeben.
Ich war erstaunt darüber, wie diszipliniert die Schüler*innen den Unterricht verfolgen. Sie wollen lernen – und haben Respekt vor Lehrkräften und Erwachsenen überhaupt. Zum Teil sitzen sie zu viert auf Bänke, die für zwei Schüler gedacht waren – und lesen oder schreiben in ihre Hefte trotzdem mit Eifer, ohne den Sitznachbar in die Rippen zu boxen. Natürlich braucht die Schule mehr Tisch/Bank-Kombinationen, aber bisher hat die Leitung andere Ausgaben, wie Lehrerbezahlung für vordringlicher gehalten.
Wie alle Kinder toben die Schüler in den Pausen auf dem Schulhof, mit den Bällen, die wir gebracht haben, mit Fangspielen, an einem während meines Aufenthaltes wieder hergerichteten Karussell oder beim Seilspringen. Aber genauso schnell gehen sie leise in die Klassen, wenn der Gong zum Ende der Pause ertönt.
Wie hat sich Hunde Guddinaa in den gut zehn Jahren unserer Unterstützung entwickelt? Die Schule hat inzwischen 273 Schüler*innen in acht Klassen, in dem Kindergarten werden weitere 93 Kinder in drei Klassen „unterrichtet“. Der Ruf der Schule und des Kindergartens ist sehr gut. Der Andrang um Aufnahme hat dazu geführt, dass es in der Schule Eingangsprüfungen gibt, nicht nur bei der 1. Klasse sondern bei allen Schülern, die von staatlichen (mit bis zu 110 (!) Schülern in einer Klasse) oder auch anderen Privatschulen nach Hunde Guddinaa wechseln wollen. Ein Schüler der ersten Abgangsklasse 2007 (Juni 2015 nach unserer Zeitrechnung) hat in den landesweiten Abschlussexamen den 99. Prozentile aller Schüler erreicht und konnte den secondary school (4-jährige Oberstufe) mit Stipendium auf einem staatlichen Internat besuchen.
Manche der Kinder aus dem Kindergarten kommen direkt in die zweite Schulklasse, weil die spielerische Erziehung (auch in englischer Sprache!) im KG eine so gute Vorbereitung auf die Schule ist. Und Eltern betteln nicht nur um die Aufnahme ihrer dreijährigen Kinder in den KG „Klasse“ 1 sondern auch schon, wie in Deutschland, um Aufnahme und Betreuung von unter dreijährigen Kindern, damit beide Eltern arbeiten können. Solche Betreuungsangebote (u3) existieren in Äthiopien gar nicht bisher – und sie würden einen höheren Aufwand an Betreuungspersonal erfordern. Auf dem KG-Gelände ist kein Raum für ein solches Angebot.
Wie geht es weiter? Die Schulgründer wollen auf Grund der Nachfrage die Schule innerhalb der nächsten fünf Jahre zweizügig ausbauen, wenn sie vom Staat Land günstig bekommen können. Dann könnten sie die Klassen 5 bis 8 an einem zweiten Standort langsam ausbauen und auf dem jetzigen Gelände die Klassen 1 bis 4 zweizügig laufen lassen. Die höheren Schülerzahlen würden den langfristigen Betrieb der Schule sichern und unser Ziel einer Reduzierung des Analphabetentums unterstützen. Aber die Investitionen für den Bau von weiteren Schulräumen sind mit einem großen Fragezeichen versehen. Die Inflation betrug im vergangenen Jahr 50 %. Deshalb sind die Kosten für Baumaterialien – auch nach traditioneller Bauweise mit Lehmfachwerk auf einer Eukalyptusholzgrundlage – immens gestiegen. Aus dem laufenden Spendenaufkommen in Zornheim für das Projekt Hunde Guddinaa ist eine Finanzierung der gewünschten weiteren Schulräumen nicht zu stemmen – aber das Land für eine Erweiterung ist auch noch nicht gekauft! Wir setzen unser Schwerpunkt weiterhin bei der Finanzierung der Schulgebühr für Waisenkinder und Halbwaisen, deren Großeltern oder Großfamilien nicht einmal die monatlichen Gebühr von umgerechnet 6,80 € bezahlen können, und bei der Zahlung der Lehrergehälter in den beiden Ferienmonaten, wo überhaupt keine Schulgebühren bezahlt werden.
Mein Fazit der Reise: anstrengend aber im Ergebnis sehr positiv! Wir können stolz auf die Erfolge des Projekts Hunde Guddinaa sein.

Schule mit neuem Direktor Kena Wayessa

 

 

Kinder in der Bibliothek

 

 

 

 

 

 

Kindergarten, besser Vorschule

 

 

 

Informationen über die Ereignisse am Schulprojekts Hundee Guddinaa in Ambo:

Herbert Braunbeck war im August wieder in Äthiopien und hat in der Ferienzeit mit Lehrern wieder auf dem Gelände der Schule in Ambo gearbeitet. Es war Regenzeit, was auch auf einem Bild im Gemeindebrief deutlich zu sehen ist. Im meinen Originalbetrag für den Gemeindebrief  sind die Erläuterungen zu den Bildern zu sehen.
Zum Zeitpunkt des Berichtes standen noch keine Schülerzahlen fest.

Mittlerweile habe ich die Zahlen für den Kindergarten und für die Schule erhalten: 270 Schüler besuchen die Schule, 93 den Kindergarten, insgesamt 363 Kinder. Das ist wiederum eine erfreuliche Steigerung und ich habe mich bei allen Beteiligten in Ambo bedankt.
In der Grafik ist die Entwicklung über die Jahre gezeigt.


Von diesen 363 Kindern sind laut einer telefonischen Information aus Ambo 40 Kinder vom Schulgeld befreit und 40 Kinder zahlen die Hälfte. Das sind 22% der Schülerinnen und Schüler.
Weitere Einzelheiten wie Verteilung in den Klassen und Informationen über Lehrer habe ich angefragt. Auch interessiert uns der Kostenplan und in welchem Umfang unsere Unterstützung benötigt wird. Wir hatten uns verpflichtet, bei bis zu 30% der Kinder für das Schulgeld aufzukommen. Dazu kommen noch das Lehrergehalt für zwei Ferienmonate.
Moroda Mosa, unser Freund und Ansprechpartner, hat uns gebeten, die Unterstützung für die nächsten zwei Jahre noch zu geben.

Noch ein Wort zur Situation in Äthiopien:


Die Lebenssituation der Menschen in Äthiopien ist nach wie vor angespannt. Am 11. Oktober hat die Währung (Äthiopische Birr) um 15 % an Wert gegenüber dem Euro verloren. Das bedeutet, das wiederum eine Teuerung einsetzen wird, da viele Produkte des täglichen Bedarfs nach Äthiopien importiert werden müssen. In der Anlage habe die Kursentwicklung in 2017 und den Transfer unserer Unterstützung dargestellt. In 2017 haben wir mit 9.788,50 Euro unterstützt. Das waren 247.834 Äthiopische Birr.

Im Januar ist wieder eine Reise nach Äthiopien geplant. Herbert Braunbeck wird nach heutigem Plan von Susan Durst begleitet werden.